01.03.2024
Fehlersuchbilder sind nicht nur für Kinder eine willkommene Freizeitbeschäftigung. Wer sich bei Schmetterlingen auskennen will, muss ein ebenso geschultes Auge für minimale Abweichungen entwickeln, wie dies bei eben genannten Rätselaufgaben gefragt ist. Befindet sich ein Punkt eines Punkte-Trios weiter links als bei einem beinahe identisch aussehenden Tagfalter, handelt es sich direkt um eine andere Art. Wer sich vorstellt, was das beispielsweise für die 56 in der Schweiz lebenden Bläuling-Arten bedeutet, bekommt ein Gespür für die Detailverliebtheit der Natur. Da wir bereits unsere Makro-Brille aufgesetzt haben, können wir beim Bestaunen der bezaubernden Schmetterlinge auch gleich Schuppen auf Schmetterlingsflügeln erkennen, die wie Haare aussehen oder Schuppenanordnungen entdecken, die von weitem wie ein grün anmuten, bei näherer Betrachtung jedoch eine Kombination aus schwarz-gelben Schuppen Preis geben.
So genau hinzoomen tut unser heutiger Referent Silvan Kyburz (www.silvan-kyburz.com) mit seiner professionellen Kameraausrüstung regelmässig, wenn er auf die «Sommervogu»-Pirsch geht. Der 19-jährige beschäftigt sich aus Leidenschaft mit den graziös fliegenden Insekten und liess uns während seines fesselnden Vortrags in der Schulaula Gränichen an seinem Fachwissen und einzigartigen Fotografien teilhaben.
Eins wurde den Zuhörenden schnell bewusst: Um gezielt nach den gebrechlichen Tieren suchen zu können, braucht es ebenso viel Wissen zur bevorzugten Nahrungsquelle von Schmetterlingen als auch über deren Lebensbedingungen und Lebensweisen. Ein Tagfalter durchläuft nämlich eine faszinierende Metamorphose vom Ei, über die Raupe bis hin zur Puppe. Das Resultat dieser Entwicklung sind die aus der Puppe schlüpfenden Wundertiere mit Namen wie «Grosser Schillerfalter», «Kleiner Kohlweissling», «Tagpfauenauge, «Waldbrettspiel», «Mauerfuchs» oder «Schwalbenschwanz». Voraussetzungen, dass die langwierige Metamorphose abgeschlossen werden kann, sind je nach Art ganz unterschiedlich. Entsprechende Futterpflanzen sowohl für die Raupen als auch für den Schmetterling sind für alle Arten matchentscheidend und setzen eine artenreiche Flora voraus. Des Weiteren erfuhren wir, dass der Schachbrettfalter vernetzte Gebiete benötigt, da er nicht weit fliegen kann. Der Aurorafalter überwintert als Puppe, Bläulinge als Raupen und der Admiral überwintert als ausgewachsener Wanderfalter im Süden und pflanzt sich dort fort. Einige Falter bringen eine Lebensdauer von 2 Wochen auf, andere jedoch können bis zu einem Jahr alt werden. Und da soll noch jemand folgen können?
Sehr wohl, denn Silvan Kyburz vermochte es, sein Publikum über Augen und Ohren zu fesseln und mucksmäuschenstill seinen Worten folgen zu lassen. Nur einmal ging ein überraschtes Raunen durch die Aula der Schule Gränichen, als nach einem gelungenen Foto einer Aurorafalter-Raupe das nächste folgte, auf welchem sich eine Feldwespe an ebendieser Raupe gütlich tat. Sei es nun die Feldwespe, Meisen oder andere Fressfeinde – die Schmetterlinge dienen in all ihren Entwicklungsstadien als Nahrungsquelle. Zudem sind sie gute Indikatoren für die Beurteilung von Habitaten und leisten ihren Beitrag an der Bestäubung diverser Blüten. Umso wichtiger ist es, dass im eigenen Garten einheimische Sträucher und Pflanzen gesetzt werden. Als Belohnung kann man sich vor allem in der warmen Jahreszeit an den magischen Begegnungen mit den «Sommervögu» erfreuen!
Im Anschluss an den öffentlichen Vortrag ging es nach einer kurzen Trink- und Knabberpause weiter mit der Generalversammlung des NVG. Der Vorstand gab sich grosse Mühe, den Anwesenden durch die gelungene Tischdekoration, einem schön visualisierten Jahresbericht und einem spannenden Ausblick ins Vereinsjahr 2024 eine kurzweilige GV zu bescheren. Wir danken allen GV-Teilnehmenden herzlich für ihr Interesse und freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen auch mit weiteren Mitgliedern bei den Arbeitstagen, Exkursionen, unterschiedlichen Projekten oder anderen Einsätzen für die Natur in Gränichen!
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