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Ängeli oder Tüfeli?

Der Löwenzahn, ein Lebenskünstler, der erfreut, der ärgert, der viel zu wenig geschätzt wird.


Eigentlich ist für dieses Jahr die Hochsaison des Löwenzahns vorbei. Aus der gelben Blüte ist die bei Kindern so beliebte Pusteblume geworden. «Ängeli oder Tüfeli?» haben wir als Kinder unsere Gspänli gefragt, bevor wir die weissen Schirmchen weggepustet haben. Ist das zum Vorschein kommende Körbchen noch rein weiss, ist’s ein Ängeli, mit einem dunklen Fleck in der Mitte ein Tüfeli. Nun hat der Wind seine Samen in alle Himmelsrichtungen verteilt und doch werden wir die ganze Vegetationszeit über dem goldgelb blühenden Löwenzahn begegnen. Überraschend leuchtet er aus einer Mauerritze, wo es scheinbar gar keine Lebensgrundlagen gibt. Wie macht er das nur?


Zwar ist der Löwenzahn im Frühling eine wichtige Nahrungsquelle für viele Insekten und wir kennen den wunderbaren Löwenzahnhonig, aber der Löwenzahn ist für seine Vermehrung nicht auf Insektenbestäubung angewiesen. Er kann sich selbst bestäuben. Die Samen (Achänen) der «Weihfäcke», wie die Pflanze bei uns im Dorf heisst, können an ihren Fallschirmchen über 100m weit fliegen. Ein bisschen Wasser reicht fürs Keimen aus. Als erstes zeigt sich die typische grüne Blattrosette am Boden. Diese Blattrosette dient auch als Wassersammler: Über die Mittelrippe der einzelnen gezahnten Blätter läuft Regenwasser wie in einem Trichter gelenkt Richtung Pfahlwurzel. Diese wird nicht selten bis zu einem Meter lang und kann so auch Feuchtigkeit aus Erdschichten holen, die länger feucht bleiben. In dieser Wurzel steckt so viel Kraft, dass auch eine scheinbar komplett abgerissene oder abgemähte Pflanze einfach wieder ausschlagen kann. Bis 5000 Samen soll eine einzelne Löwenzahnpflanze in einer Blühsaison produzieren können!


Als Kinder haben wir die hohlen Löwenzahnstängel auch zusammengesteckt zu Wasserleitungen oder sie als Musikinstrument gebraucht. Froh waren wir, wenn der milchigweisse Saft nur unsere Finger braun färbte und nicht auch noch unsere Kleider. Ein Mädchen mit dem goldenen Blütenkranz im Haar erinnert an eine Frühlingsprinzessin.


Der Löwenzahn ist aber mehr als die Freude der Kinder und der Schrecken der Gärtner und Gartenbesitzer. Der wissenschaftliche Name der Weihfäcke verrät auch ihre anderen Kräfte, die medizinischen. Das griechische Wort «taraxis» bedeutet Entzündung, das lateinische «officinalis» «in der Apotheke gebraucht». Auch heute wird Löwenzahn als Heilpflanze eingesetzt. Seine Bitterstoffe lindern Leber- und Gallenprobleme, unterstützen bei Diabetes, rheumatischen Erkrankungen und Ekzemen. Zum Einsatz kommen alle Pflanzenteile. Wie wär’s mit einem Löwenzahnsalat? Im Gegensatz zum gekauften Kopfsalat liefert er Vitamin A, Vitamin B6, Vitamin C und Vitamin K, zudem die Mineralien Eisen, Kalzium, Magnesium, Kalium und Natrium.


Der gewöhnliche Löwenzahn, viel mehr Ängeli als Tüfeli!



Steckbrief Löwenzahn


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